Warum die aktuell stattfindende Veranstaltung "Fantasy Film Fest" heißt, kann ich mir grad nicht so richtig erklären. Meiner Meinung nach trifft es "Horror Film Fest" deutlich besser, aber HFF sieht halt nicht so cool aus, wie FFF :D Keine Ahnung, was ich sehen würde, aber irgendwie hatte ich gestern Lust, einfach mal wieder einen netten Film abseits des Mainstreams zu konsumieren. Diese Veranstaltung klang ziemlich genau nach meinem Geschmack. Nun ja, aus einem spontanen Film wurden dann 5. Na gut, 4,5 ;)
Und ich sah einfach alles, was man in einen Horrorfilm packen kann: Von Werwölfen, Zombies und Vampiren über Virusepedemien, Vergewaltigungen und Serienkillern bis hin zu Leichenfledderung, explodierenden Köpfen und blutverschmierten Kameras.
Ich will hier eigentlich keine ellenlangen Kritiken schreiben, das hat der Wortvogel schon getan. Und wie in den allermeisten Fällen decken sich unsere Meinungen sehr gut - abgesehen davon, dass er viel besser schreibt als ich. Vielmehr lag mir zu Beginn des Kinotages mehr daran, die Stimmung einer solchen Veranstaltung zu reflektieren.
Demnach bin ich also zum Potsdamer Platz gegondelt. Schon von weitem konnte man die Leute ausmachen, die man bei einem alternativen Filmfestival erwarten würde, auch ohne deren FFF-T-Shirts oder gar die um den Hals gehängten Dauerkarten zu sehen. Ich kaufte meine (sauteure) Karte und hatte noch ein wenig Zeit, die ich in den anliegenden Arkaden-Shops verbrachte. An jeder Ecke - vereinzelt zwar, doch allgegenwärtig - sah man dunkle Gestalten, Langhaarträger oder Träger sehr interessanter T-Shirts. Die meisten davon sollte ich an dem Abend noch öfter zu Gesicht bekommen. Bezüglich der T-Shirts muss ich sagen, dass ich selten eine so geniale Ansammlung von fantastischen Motiven beobachten konnte, wie gestern Abend. Nicht selten waren die Motive auch selbst Gesprächsthema über Reihen hinweg. Mein Liebling war sicherlich das einer Frau. Ihren Bauch ziehten zwei Einhörner - eines schwarz, das andere sandfarben. Das schwarze trug ein rot leuchtendes Horn, das andere ein blaues. Die StarWars-Parallelität ließ sich definitiv nicht verleugnen. Als besonderes i-Tüpfelchen fehlte dem "guten" Tier schon ein Huf. *auch haben will*
Ansonsten waren Frauen den ganzen Abend hinweg stark unterrepräsentiert. Der Großteil des Publikums bestand aus Männern der mittleren Generation. Modell Alt-Geek. Erstaunt hatte mich die Tatsache, dass ich augenscheinlich den Altersschnitt senkte. Hätte ich nicht erwartet.
Nun ja, der erste Film war noch mager besucht. Die Atmosphäre im doch ziemlich großen Saal 7 war recht familiär, was auch dazu führte, dass man sich zu Beginn über Reihen hinweg unterhielt - über das Festival, über ein vergangenes Festival oder eben über T-Shirts. Doch der Mangel an Publikum kann man dem frühen Beginn um 15 Uhr zuschreiben, denke ich. Denn je später die Vorstellungen wurden, desto voller wurde es. Die Schlange vor dem Einlass wurde immer länger - ja, man musste jedes Mal den Saal verlassen, damit die Putzkräfte wenigstens den gröbsten Dreck entfernten und damit sicher gestellt werden konnte, dass auch jeder eine Karte hatte *hüstel*
Wie gesagt, hatte ich eigentlich vor, mal in einen einzelnen Film reinzuschauen. Aber wie ich nun einmal so ticke, dachte ich mir danach, dass man nur einmal lebt (und wenn nicht, hat man eben doppelt Spaß) und kaufte eben spontan noch Karten für die restlichen vier Vorstellungen des Tages. Gegen Mitternacht war ich allerdings verdammt müde und hatte noch einen größeren Fußmarsch vor mir. Deswegen bin ich dann mitten im fünften Film gegangen. Es waren eben keine fünf Abschalt-Filme. Wäre auch komisch, wenn. Immerhin war es ein alternatives Filmfestival.
Der erste Film, "Hair of the Beast", war ein kanadischer Werwolffilm, der auf Grund seiner Kostüme (weniger dem der Werwölfe wohlgemerkt), nett anzuschauen war, allerdings das erste Mal reinzimmerte, weil er a) nicht sonderlich spannend und b) in fränzösischer Originalsprache gezeigt wurde. Heißt also im Klartext 100 Minuten Untertitel lesen.
Der zweite Film war besser, er hatte Fakt a) nicht. Besonderes Schmankerl hier war das Zusammentreffen mit Wortvogel Torsten Dewi himself. Seinen Blog, besonders seine Kinokritiken lese ich seit einigen Jahren regelmäßig (habe ich ja auch schon manchmal verlinkt). Da er bekennender FFF-Fan ist, ergab sich so endlich einmal die Gelegenheit, den Münchener persönlich kennen zu lernen. So verbrachten wir den zweiten Film des Tages nebeneinander, uns nebenher darüber unterhaltend. Sympathischer Mann. Gruß an dieser Stelle zurück! Der Film "Phase 7" handelte hintergründlich von einer die Menschheit ausrottenden Virusepedemie, vordergründig von den Konflikten unter den Bewohnern eines unter Quarantäne gestellten Blocks, die nicht sonderlich unblutig verliefen ;) Nettes Ding, dennoch hieß es auch hier wieder "mitlesen für alle", da in spanischem Originalton. Die Untertitel waren zudem auch super schlecht zu lesen, fand ich. Ermüdung. Die restlichen Filme waren dann übrigens alle auf Englisch. Nicht ganz so anstrengend also.
Film 3 war mein persönliches Highlight und ich ärgere mich ein wenig, danach nicht gegangen zu sein. Sinnlos-Trash-Bitchfights-Blutspritz-Film vom Feinsten. Wirklich saugeil :) War zwar in (Echt, nicht Post-) 3D, aber tatsächlich so gut gemacht, dass ich keine Kopfschmerzen zu beklagen hatte. Ermüdend fand ich "Julia X" deswegen dennoch. Ansonsten klare Empfehlung, sollte der euch irgendwann einmal über den Weg laufen und ihr auf Trash steht.
Danach ging es abwärts. Es folgte mit "Stake Island" der Vampirfilm des Abends, der sich allerdings einfach nur in die Länge zog. Außerdem fragte ich mich fortwährend, warum zur Hölle die daraus einen Vampirfilm machten: Für mich war das ein 1A-Standard-Zombie-Plot ala "Hilfe, sie sind überall! Hilfe, sie wollen uns fressen! Verdammt, wir müssen in die letzte sichere Stadt gelangen! Und überhaupt: Hilfe, wir werden alle stööööörben!". Nur eben mit Vampiren, die allerdings auch aussahen wie Zombies, wenn man von den Eckzähnen absah.
Vor dem letzten Film, als Vorfilm sozusagen, wurde die erste Episode der Miniserie "Viva Berlin!" von Absolventen der Filmakademie BaWü gezeigt, die noch einmal ordentlich Zombieschädel über die Leinwand fliegen ließ. Der danach folgende Episodenfilm "Little Deaths" war mir dann aber doch zu viel. Er umfasste drei Kurzfilme, von denen ich 1,5 mitbekam. Der erste war ein ermüdend langwieriger Film über ein sexuell frustriertes Pärchen, dass sich, um ihre Perversionen zu befriedigen, eine Obdachlose in Haus holte, diese fesselte und vergewaltigte. Allerdings entpuppte diese sich dann als Zombie und fraß zusammen mit ihren Freunden die beiden auf, nicht ohne vorher deren Gedärme auf der Leinwand zu verteilen. *gähn* Als ich trotz einer Vergewaltigungsszene und verteilten Gedärmen eher gelangweilt, denn schockiert war, war klar, dass es für diesen Tag genug Gewalt war. Ich war müde und abgestumpft, wollte nur noch ins Bett. Das Englisch war sehr schwer zu verstehen in diesem Zustand und als dann auch der zweite Kurzfilm keine Fahrt aufnehmen wollte, entschied ich mich für den Heimweg.
Alles in allem ein sehr interessanter Nachmittag/Abend. Würde gern mehr von solchen Filmen sehen, da echt nette Überraschungen dabei waren. Das sprengt allerdings mein Budget. Aber vielleicht gebe ich mir noch 1-2 Streifen. Und nächstes Jahr ist ja wieder ein FFF.
Ich bin für mehr alternativen Trash-Horror im Kino! Hugh!