Sonntag, 18. Januar 2009

Überfluss im Überfluss

Das Buch, in welchem die Seitenzahlen in Mrd. $ angegeben sind, hat mir die letzte Nacht arg verkürzt. Die letzten 250 Seiten wollten unbedingt gelesen werden.
Ein Buch, in welchem es sich um derartige Geldmengen dreht, dass man sie nicht einmal so schnell ausgeben kann, wie man sie wieder einnimmt, ist sicher mal etwas völlig neuartiges in meinem Regal. Doch "Eine Billion Dollar" von Andreas Eschbach hat es geschafft, mich zu fesseln.

Im Prinzip geht es um einen Menschen, der ein mittels Zinseszins über knapp 500 Jahre angehäuftes Vermögen über gut 1.000.000.000.000$ erbt. Die Erbschaft ist mit einer Prophezeiung verbunden, in der es heißt, dass der Erbe der Menschheit "ihre verlorene Zukunft" wiedergeben solle.
Der Protagonist versucht nun über verschiedenste Wege zu diesem Ziel zu kommen.

Es ist interessant zu lesen, wie viel Macht so viel Geld theoretisch ausüben kann. Es geht in dem Buch um die weltpolitische Lage, Hungersnöte, Umweltschutz und Modelle zur Gleichstellung aller Menschen der Erde. Über das Aufkaufen möglichst vieler Konzerne zum Ausüben von Druck auf Staaten - sei es durch Androhung von Ausrottung ganzer Wirtschaftszweige oder durch Kippen ganzer Finanzsysteme durch exzessiven Devisenhandel oder Aktienver- und aufkäufen. Es geht um die Darstellung von Geldschöpfung auf globaler Ebene, darum dass solch ein Vermögen nur existieren kann, wenn jeder Mensch irgendwie für einen arbeitet - über die Umwege von Mieten, Kredite und deren Mehrwertschöpfungen. Es geht um Möglichkeiten von Regularien zur Sicherstellung von Gleichberechtigung, es geht um theoretische Steuern auf Umweltverschmutzung und Rohstoffe anstatt auf Leistung. Es geht darum, dass in Bilanzen von Unternehmen die Wiederherstellungskosten von möglicherweise zerstörter Umwelt durch Abgase, Abwässer und Rohstoffschürfungen nicht auftauchen, weswegen es sich lohnt, lange Transportwege zu haben. Es geht um arme Menschen, die von Banken geknechtet werden, die in Wahrheit aber auch nur ums Überleben kämpfen.
Und es geht um einen Mann, dem all das auferlegt worden ist - mit seinen guten und auch seinen schlechten Seiten. Einem Mann, dem das Wohl der Menschheit am Herzen liegt und versucht den richtigen Weg zu finden.

Ich fand es spannend, (wenn auch oberflächliche) Einblicke in die Welt der Hochfinanz zu bekommen, die Reaktionen auf der einen Seite der Welt auf die Aktionen auf der anderen vorgeführt zu bekommen, Theorien geschildert zu bekommen, woran die Menschheit kollabieren könnte, warum Wirtschaftwachstum nötig ist, obwohl alles und jeder eh schon alles hat und was die Umwelt und der Bevölkerungswachstum mit der Weltfinanzlage zu hat. Sicherlich wird ein BWLer oder ein VWLer schmunzeln bei diesem Buch. Aber es hat definitiv zum Nachdenken angeregt. Es sei alljenen ans Herz gelegt, die von viel Geld träumen, solchen, die Kapitalismus für grundauf böse halten und solchen, die sich gern mal den Kopf an globalen Problemen zerbrechen. Wirklich spannend erzählt und dennoch nicht ganz unlehrreich.

Keine Kommentare: