Gar nicht langweilig: Akt II.
Nach einem langen Fußmarsch mitten auf einer Brandenburger Landstraße zum Zug (der letzte Bus war schon lange weg) fuhren wir wieder wohlbehalten in Berlin ein. Wir hatten noch Zeit, bis zum nächsten kurzentschlossen gefassten Punkt der Tagesordnung, also noch schnell zu McD und Gratis-Tasse abstauben - und wegen Schließung rausschmeißen lassen.
Vor einiger Zeit hatten die Ts und meine Wenigkeit es schon versucht, ist aber an Massen von Leuten und einem zu hohen Preisgeld gescheitert - heute Abend sollte es klappen: Ein Stummfilmkonzert zum Stummfilm-Horrorklassiker "Nosferatu".
Nach einer kurzen Einleitung begann der Film. Immer wieder beeindruckend, was man in den frühen 1920er Jahren ohne Mittel schon alles machen konnte und wie man sich an vielen Stellen beholfen hat. Dennoch, eine Gruselstimmung wollte nicht recht aufkommen - trotz ehrlichstem Versuch, sich in die damalige Zeit hineinzuversetzen. Aber die Hasenzähne des Protagonisten und der Blick, der in etwa aussagte: "Hallo, hier bin ich, ich bin Tourist und alles bei euch sieht irgendwie lustig aus." machten es einfach unmöglich, den Film nicht als Komödie anzusehen. Aus unserer heutigen Sicht. Dennoch ein netter Streifen und sicherlich ein Meilenstein der frühen Filmgeschichte.
Doch der Film an sich war definitiv nicht das alleinige Anliegen des späten Kinobesuchs. Stummfilmkonzerte bekommen nur durch die Livemusik ihr eigenes Flair. Heute begleitete Günter Buchwald den Film. Der Mann war klasse. Seine Musik bestach nicht nur durch ständig wechselnde wunderschöne Klavier- und teils sehr schräge Violinmelodien, sondern er zauberte auch ungewohnte Klänge aus dem Kasten, indem er sich kurzerhand selbst reinlehnte und den Tonhämmerchen ihre Arbeit abnahm, die Klaviersaiten selbst zupfend. Meinen vollen Respekt verdiente er sich jedoch, als er es tatsächlich fertig brachte, Violine und Klavier simultan (sic!) zu spielen. Hut ab!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen