Sonntag, 16. Januar 2011

Die Stadt ohne Mülleimer Pt. I

Irgendwann dachte ich mir, man müsste mal wieder was erleben. Irgendwas lustiges machen, ein bissel Geld auf den Kopf hauen. Eine Stunde später waren die Musicaltickets gebucht. In London. "Phantom der Oper" wird halt in Deutschland nicht gespielt. Früh hin, früh zurück. Sightseeing bei Nacht und Übernachtungskosten sparen. Das war der Plan.
Gestern früh 11 Uhr war (mit einer Stunde Verspätung) der TakeOf von Schönefeld, und damit der Beginn einer rasanten Verfolgungsjagd. Sie damit letztlich damit, dass wir dem hinterhergereisten Sonnenaufgang tatsächlich noch über Britannien entdecken konnten. Doch nur wenige Minuten nach dem Start (die Uhren wurden über dem Ärmelkanal ja brav zurück gestellt - gedanklich) setzten meine bessere Hälfte und ich in London Stansted wieder auf. Das erste übrigens, was mir persönlich sofort ins Auge gestochen ist, als wir durch die Wolkendecke brachen, war die Autobahn unter uns. Dieser Linksverkehr wirkt so unglaublich falsch, das hat mir erst einmal einen Knoten im Hirn verursacht. Um einmal kurz vorzugreifen: Überhaupt stand ich den ganzen Tag irgendwie auf Kriegsfuß mit diesem Verkehrssystem. Als Berliner guckst du links, läufst über die halbe Straße, guckst rechts und gehst. Das wird einem in England zum Verhängnis und mehr als einmal musste Anne mich am Kragen zurück auf den "Pedestrian" schleifen. Witzig sind in dem Zusammenhang die Überwege. Überall steht am Rand, in welche Richtung man doch bitte gucken solle. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass das nur für Touris wie mir eingeführt wurde :)

Als wir dann mit dem StanstedExpress fix in die Innenstadt gebracht wurden, war das nächste Ziel klar: Essen. Und was isst man natürlich, wenn man das erste Mal im englischsprachigen Ausland ist? Klar, einen "Quarter Pounder with Cheese". Nach der obligatorischen Stärkung hatten wir ein Ziel: Meinen ersten Auslandscache. Zwei hatte ich mir rausgesucht. Vermutlich die zwei einzigen mit höherem Anspruch in der kompletten Londoner City. Mein 500. Cache sollte in London gefunden werden und ein 4/4.5er werden. Also zuerst den 499. aufgesucht (1.5/3). Der Weg dorthin war ziemlich beeindruckend. Die ersten Eindrücke der Stadt waren sehr positiv. Nun ja, wenn man ehrlich ist, es waren die zweiten Eindrücke. Die eigentlich ersten waren "schäbig" und "wie im Film: Reihenhaussiedlungen" als wir mit dem AirportExpress durch die Vorstädte chauffiert wurden. Wiedemauchsei, jedenfalls fühlten wir beide uns sofort extrem wohl. An jeder Ecke gabs was zu sehen. Ein Durcheinander von modernen Bauten, mittendrin stehenden alten Kirch- und Wachtürmen oder alten Ruinen und dann wieder heruntergekommene 70er-Jahre Architektur. Grandios. Wirklich ein total interessantes Stadtbild. Einzig Mülleimer suchten wir unterwegs vergeblich, um unseren Fastfood-Müll zu entsorgen. Und doch verkniffen wir uns eine illegale Beseitigung derer in Häuserecken beim Anblick der für Berliner Verhältnisse blankgeleckten Straßen - interessantes Phänomen. Bevor wir jedoch wirklich losgezogen waren, schauten wir vorher noch zwecks Richtungsbestimmung auf einen der überall aushängenden Umgebungskarten und begingen prompt unseren ersten Fehler. Wir liefen in die falsche Richtung. Wir erfuhren also auf diesem Wege, dass diese Umgebungskarten nicht genordet sind, sondern nach Blickrichtung orientiert. Praktisch eigentlich... Wenn man's denn weiß *gg*

Nach diesem kleinen Navigationsdesaster, was uns im Übrigen durch einige sehr nette Gassen führte, schaltete ich doch mal lieber mein GPS-Gerät ein und ließ mich manövrieren. Karten kann ja jeder :) Und so kam es, dass wir an einer kleinen Gasse herauskamen, die den Namen Sackgasse vermutlich erfunden hatte. Eng und nur aus einer Richtung betretbar. Es sei denn, es ist gerade Ebbe. In diesem Fall kann man getrost trockenen Fußes über das Themseflussbett eine Leiter erklimmen. Und ebendies war die Aufgabe, die zu erledigen war, um die Dose zu finden. Und was ich kletterte. Mauern, lLeitern, Simse, Ankerketten. Aber die Kleine wollte sich mir partout nicht zeigen. Ein wenig niedergeschlagen erinnerte ich mich an einen gewissen Zeitplan und überredete Anne dann zu einem Abstieg auf das Themseflussbett. Eine sehr lustige Tour vorbei an gestrandeten Schiffen und über superglitschigen Fundamenten der London Bridge später (Wieviele Touris machen eigentlich eine Flussbettwanderung, wenn sie das erste Mal in London sind?) standen wir an meiner angedachten 500, die sogar ein ungeübtes Auge wie jenes meiner Begleitung ohne Schwierigkeiten auffiel. So kostete mich der deutlich schwerer dotierte Cache ungefähr drei unangestrengte Minuten, von denen zwei für ein Fotoshooting drauf gingen. Angesport davon, dass dieser so leicht ausgefallen war, konnte ich meine Freundin zu einer Umkehr zur Leiter bewegen, wenn auch nur über den drei Meter höher gelegenen Fußweg. Aber auch ein zweiter, noch viel gründlicherer Besuch brachte nicht den gewünschten Erfolg. Leicht niederschlagen und mit Themse-Schlamm beschmiert machten wir uns auf die eigentliche Sightseeing-Tour. Als Startpunkt wählten wir eine Überquerung der im Cache genannten und nächstliegenden Millenium Bridge.

[to be continued]

2 Kommentare:

Phosphor hat gesagt…

Oh den Mülleimer hab ich damals recht rasch gefunden. Der heißt Camden. Aber London ist echt toll, auch wenn ich da nicht in die Themse geklettert bin oder so. Ich merk grad, ich brauch Geld für Städtereisen. Ja, freu mich auf die Fortsetzung des Texts. Und Phantom der Oper war bestimmt toll, auch wenn niemand das Phantom so grandios gesungen hat wie Peter Hoffmann.
Wäre mir aber natürlich eine zu spontane Aktion gewesen. Das hätte mein leicht Aspbergerisches Gehirn in Unruhe gestürzt.

S-Man hat gesagt…

Soo spontan war das gar nicht. Die Karten waren schon im November gekauft. Wenns nach mir ginge, hätte ich 3 Tage später im Flieger sitzen können, aber da wären die Tickets 10x so teuer gewesen ;)