Dienstag, 11. Januar 2011

Filmmusik in der Provinz

Am Wochenende bin ich mal eben kurz in Cottbus gewesen. Ja, es war runder Geburtstag, aber ich wäre auch sonst gefahren. Samstag war im glorreichen Staatstheater nämlich "John-Williams-Spektakel". Dazu hatte ich meine Familie schon vor Monaten genötigt. John Williams-Konzert war angesagt, das war ein Muss für mich.

John Williams? Das ist der Knut, der die ganzen bekannten Filmmusiken, die ihr so kennt, geschrieben hat: Star Wars, E.T., Indiana Jones, Superman, Schindlers Liste, Harry Potter, Jurassic Park, Der Weiße Hai, Catch Me If You Can, Der Soldat James Ryan,... Ja und dessen Musik sollte also gespielt werden. Von Anfang meiner Filmmusikleidenschaft an war ich besessen von dessen Musik, ja er war sozusagen Schuld an dieser Passion. Nun ja, und nun sollten seine Klänge das Prunktheater der Provinzhauptstadt zum Erbeben bringen. Also 1-2-Zack die Freundin eingesackt, ab zu den Eltern, diese eingesackt und ab auf die besten Plätze zwischen die High-Society von Cottbus *hust*.

Ich habe darauf gewettet, womit angef
angen wurde. Ich habe gewonnen. Was auch sonst? 6 Filme beginnen so. Seinen ersten Oscar verdiente er sich mit dieser Melodie. "Star Wars Main Theme" erschütterte die Ränge. Original und so autentisch, dass es eine Wonne war.
Das gesamte Konzert war ganz dem Thema "Leitmotiv" gewidmet. Dem Dirigenten, seines Ze
ichens Nachbar meiner Eltern, Amerikaner mit dem ewigen Willen, dieses Konzert machen zu dürfen, dafür aber erst nach Cottbus kommen zu müssen, war es anzusehen - ja, es fiel schwer, wegzusehen - wieviel Spaß und Freude er hatte, dem Publikum zu zeigen, was Leitmotive waren. 80% der Titel waren aus Star Wars oder Harry Potter. Das klingt langweilig. Doch schaffte er es, durch die unterschiedlichsten Melodien dieser Epen genau jenes Gefühl von Woah! bei den Zuschauern zu erzeugen, die auch er zeigte. John Williams war der Erste, der das Leitmotiv im Film verbaute: Eine Figur, eine eigene Melodie. Und damit schaffte er eine Vielfalt von Stücken für einen einzigen Film, dass es für 5 Konzerte reichen würde. Das ist es, was der Dirigent Evan Christ dem Publikum näher bringen wollte. Er hat es geschafft.
Danach waren nur zufriedene Gesichter zu sehen. Vielerorts hörte man Dinge tuscheln, wie: "Ich kannte nur diese typische Musik
aus Harry Potter. Unglaublich, dass da so viel mehr ist." Ein Grinsen huschte mir über das Gesicht. Und wieder ist die Welt ein Stückchen reicher an John Williams-Liebhaber.

N
och ein Wort zum Dirigenten. Wie schon beschrieben, fiel es unglaublich schwer, an dem Mann vorbei zu schauen. Er war nicht sonderlich groß, er war extrem agil. Er hatte einen Spaß, diesen Job zu machen, es war nicht zu übersehen. Eigentlich kannte ich bisher nur so alte, gediegene und steife Dirigenten. Dieser junge Mann war das absolute Gegenteil. Man stelle sich einen Zeichentrickfilm vor - Disney hatte da einige sehr lustige Dirigenten. Genauso war er. Wild gestikulierend, sich so weit übers Pult beugend, dass es ein Wunder war, dass er nicht auf die Geiger gefallen ist. Austretend und schwingend und dabei das fette Grinsen nie vergessend. Einfach super.

Und was waren nun die anderen 20%? Nun ja, die üblichen Verdächtigen: Der Weiße Hai, Superman, Indy Jones, E.T., sowie eine seiner 4 olympischen Zeremonienstücke.


Nächstes Jahr, werter Mr. Christ, hätte ich gern ein Hans-Zimmer-Spektakel, ginge das in Ordnung?


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