Montag, 1. Dezember 2008

Chronik eines Süchtigen

ACHTUNG, langer schmalziger Frisbee-Content!


Der letzte Monat stand bei mal wieder ganz im Zeichen meiner heiß geliebten Scheibe. Nach meinem Umzug war es nun notwendig geworden, mir ein neues Ultimate-Team zu suchen. Dahingehend passte mir dies ganz gut, da ich schon eine Weile spektulierte, teilweise in der großen Stadt in die Lehre zu ziehen. Bei den Goldfingers hatte ich mich schon eine ganze Weile lang nicht mehr weiter entwickelt - ich brauchte was neues.

Nun, in Berlin ist das mit dem neuen Team nicht ganz so einfach: Immerhin gibt es hier mindestens 10 verschiedene. Anfangs bin ich aufgrund meiner Freundschaften vorerst nur zu den Airpussies gegangen. Schnell wurde klar, dass ich da nicht voll gefordert wurde und weiter kam. Mit dem Trainer kam ich nicht klar und die Ebene danach hatte nur die gleiche Erfahrung wie ich.
Die Suche ging weiter: Ich kam auf bis zu 5 Trainingseinheiten bei verschiedenen Teams in der Woche. Was ich aus dieser Zeit mitnehme, ist das Wissen um die Unterschiedlichkeit von Lehrauffassungen, von Wichtigkeiten innerhalb des Sports. Die einen üben dies, die anderen zeigen sich verächtlich darüber, manche erwärmen sich von Kopf nach Fuß, die nächsten andersrum und die dritten gar nicht. Bei den einen steht der Spaß im Vordergrund, bei anderen mehr die Leistung. Selten beides gleichzeitig.
Gerade als ich anfing, zu überlegen ob ich das ganze auf 7 oder 8 Trainingszeiten ausweiten solle, kam (wohl glücklicherweise ;) ) bei einem Bierchen das Angebot eines Spielers, bei ihnen zwei Wochen später die Berliner Winterliga mitzuspielen.
Ich sagte zu - und ging zu einem weiteren Team zum Training. Man konnte ja unmöglich eine Turnierreihe spielen, ohne jemals bei den Leuten trainiert zu haben. So kam ich also zu DJ Dahlem.

Bei den DJs fühlte ich mich sehr schnell wohl. Die Trainingseinheiten waren super. Die Leute waren sofort sympatisch - durch die Bank weg. Die erfahrenden Spieler sind sich für keinen Tipp zu schade und bleiben doch immer bei einem Lachen. Die schwächeren Spieler sind voll integriert, auf sie wird Rücksicht genommen - ohne aber das eigene Niveau zu vernachlässigen. Egal wer da ist, egal wie gemischt die Gruppe ist - irgendwie ist immer ein Gefühl der Zusammengehörigkeit da. Hohe Moral und viel Lernpotential. Genau das was ich suchte. Ich bin in Berlin vorher auf kein Team gestoßen, mit dem ich am Abend noch gern auf ein Bierchen wegging und gleichzeitig einfach nur ins Bett fallen wollte. Bis jetzt.

Nun ging es zum Ligaspieltag. Es war interessant zu sehen, dass man - egal wie schlecht gespielt wird - auch ohne negative Stimmungen über die Runden kommt. Hier ein Hinweis, da eine Aufmunterung und schon steht die Moral wieder und das gesamte Team fängt sich. Es war unglaublich. 3 von 4 Spielen gewonnen.
Hätte man mir zu diesem Zeitpunkt einen Mitgliedsantrag in die Hand gedrückt, ich hätte ihn unterschrieben.

So hatte ich jedoch Zeit für die richtige Feuertaufe: Ein großes Turnier. Auswärts mit starken Gegnern, Party und Essen. Ich konnte mir noch den letzten Platz für die Teamliste ergattern und dann ging es Samstag früh zu neunt nach Braunschweig zum Candle Cup.
Das erste Spiel als gefühlter echter DJ war eine lockere Erwärmung gegen Hearts of Fire (Wenigerode, unterstützt durch MD). Danach ging es gegen die Disco-Bärchen (Freiburg/Karlsruhe). War hart und ich fühlte mich schon gut gehetzt. Wie nach einem guten Goldfingersspiel. Zwar verloren, aber bei dem Gegner auch nicht schlimm - dachte ich als einziger. Die DJs waren nicht zufrieden.
Warum, das wurde mir danach klar. Wir lagen gegen die Tekielas (Kiel) schon 2:0 zurück. Aus meiner Potsdamer Sicht wiederum nicht so dramatisch. Doch "Kopf hängen lassen" scheinen die DJs nicht zu kennen. Anfeuern, Tipps geben, taktieren, hart beißen bis zum Schluss - das alles ohne auch nur einen negativen Ausruf oder Beschimpfung. Habe ich noch nie erlebt. Unglaublich. Das Ergebnis zeigte, dass es funktioniert: 12:6 Sieg.
Ähnlich verlief es gegen die Hamburger Fischbees. Ein Angstgegner meinerseits. Beißen. Beißen. Beißen. Harte Defense, sichere Pässe, wenn man sich es sich geschworen hat. Disziplin. Gleiches Ergebnis wie oben. Damit standen wir im Viertelfinale.
Am Samstag Abend war ich physisch fertig, wie noch nie auch nur nach einem ganzen Turnier. Verletzter Zeh, zitternde Muskulatur, leichte Blessuren. Zeichen, dass man immer noch mehr leisten kann, als man glaubt. Vor allem, wenn es sich lohnt und das Team zusammenhält. Psychisch war ich auf der Spitze.
Und am Sonntag? Es ging gegen Sturm und Drang (F). Lagen zurück mit 6:2. Beißen, Köpfe hoch, sicher spielen. Alle halten sich dran, sind heiß und haben Spaß. 30 Sekunden vor Schluss schafften wir den Ausgleich. Punkt wird ausgespielt. In der Nachspielzeit gab es eine super Defenseaktion und einen super ruhigen Siegpunkt. 10:9. Ich habe das erste Mal gesehen, dass es stimmt: Die Moral stützt das Team. Habe ich weder bei den Goldfingers noch sonstwo bisher in der ausgeprägten Form gesehen.
Gut, gegen die Endzonis (HRO) knapp verloren, weil zwei Fehler nun einmal sofort bestraft werden, wenns gegen Rostock geht.
Doch das kleine Finale gegen Sunblockers (Oldenburg) war ebenso wie das Restturnier: Harter Gegner, nie mehr als einen Punkt Abstand. Immer wach sein, immer heiß sein. Grandiose Stimmung. Pünktlich zum Schlusspfiff kam das 9:8. Es sollten dennoch noch 3 Pässe gespielt werden. Der zweite war ein Endzonenpass der Sunblockers. Krasse Defenseaktion. Pass 3 war das 10:8 und damit mit Platz 3 die beste Platzierung, die ich je (außerhalb eines HAT-Turniers)erreichte. Hammer.

Ich werde in Zukunft weiß oder schwarz spielen. Noch habe ich keinen DJ-Namen, aber das ist nur eine Frage der Zeit, denke ich. Ich bin stolz, DJ zu werden und freue mich auf viele spiritvolle und dennoch spannende Spiele. DJ Dahlem, ich danke euch für diese Ehre und Erfahrungen!

PS: Und ich freue mich, nicht mehr das hässliche lila Trikot tragen zu müssen, wo ich immernoch der einzige zu sein scheine, der es so empfindet ;) Dennoch freue ich mich auf jedes Gasttraining in Potsdam. Die Leute sind nach wie vor toll :)

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