Donnerstag, 28. Mai 2009

Autorität durch Scheiben

Ich hatte gestern Abend ein sehr interessantes Gespräch mit einer Frisbeespielerin. Sie ist selbstständig und bietet Kreativseminare an. Da kommen also Leute zu ihr und wollen ein Problem. Auf dem Weg der Lösung dieser unterstützt sie diese, gibt Tipps zur Ausarbeitung, zum Brainstorming und was sonst so dazu gehört - kurz: Wie arbeitet man möglichst effektiv und kreativ an einem Problem... So hab ich sie zumindest verstanden.

Was diesen Beruf für mich so spannend gemacht hat, war die Tatsache, dass sich quasi zu jeder ihrer Anekdoten ein Bild vom Ferienlager in meinem Kopf manifestierte. Immer wieder konnte ich eine ihrer Theorien und Ansichten mit einem praktischen Ferienlagerbeispiel belegen und hinterfragen.
Interessant wurde es dann aber richtig, als ich sie nach ihrem aktuellen Projekt fragte. Sie wolle wohl ein Kreativseminar mit dem Thema "alternative Führungsstile" geben. Nach einem kritischen Hinterfragen, zur Sicherstellung, dass sie unter dem Thema das gleiche versteht wie ich, antwortete sie "Lockere Führungsstile mit Humor". Sofort ratterte etwas in meinem Hirn und siehe da: "Das funktioniert so nicht." Erstaunter Blick, ungläubige Augen.

"Einmal im Ferienlager..." *hust* "... hatte ich mal ein Problem. Ich gelte ja nun dort als Klassenclown und Hofnarr. Somit tue ich mich mit Ernsthaftigkeit und Seriösität oft schwer. Und damals vor einigen Jahren war es dann so weit, dass mir mein Teamleiter eine Gruppe entziehen musste, weil ich zu sehr auf demokratisch, locker und humorvoll gemacht habe. Die Kids sahen mich nicht mehr als Autoritätsperson und nahmen mich nicht mehr ernst. Und du willst genau diesen Stil in große Managementbereiche einführen?" Sie nickte und erinnerte sich zurück an eine Zeit, in der sie unter strengen, starren Regimen litt, weswegen sie sich verselbstständigte. Sie meinte, dass es sein sollte, dass jeder Mensch als Individuum behandelt und respektiert werden sollte. Nebenbei floss noch ihre Ansicht über den Unterschied zum laissez-faire-Stil ("Das ist die Mir-ist-alles-egal- und Macht-doch-was-ihr-wollt-Tour") und einem lockeren, humoristischen Führungsstil ("Da ist dir jeder was wert und du gehst auf jedes Bedürfnis einzeln ein.") ein. So weit, so gut. Auch der Rat, am Anfang klare Grenzen und Regeln zu setzen und die erste Zeit die Zügel straff zu halten, sowie einen klaren Willen zu zeigen, war mir nicht neu - gleiches riet mir Nico damals auch. Doch dann kam eine Aussage, die ich extrem interessant fand:

"Vorhin bei der einen Übung fiel mir auf, wie zielstrebig du bist. Die Scheibe flog so weit weg, dass sehr viel Mühe notwendig war, um sie zu bekommen. Du hattest einen Blick drauf, der sagte 'Das und nichts anderes'. Wenn du also mal wieder ein Problem mit Autorität hast, dann denke an diese Scheibe. Zeige, dass du gerade genau das und nichts anderes willst, rufe dir jenen Moment des Willens in den Hinterkopf und dann bleibt jeder Zweifel über eventuelle Willensschwanken aus und die Kids gehorchen dir. Denk an die Scheibe."


Ob das nun am Ende wirklich funktioniert, weiß ich nicht. Aber der Tipp hat definitiv zum Denken angeregt. Ich habe noch nie versucht, diese temporäre Verbissenheit für den sportlichen Erfolg auf Kinder zu übertragen. Aber irgendwie klang das schon logisch. Es ist ein Ansatz, den auszuprobieren sich lohnen könnte. Danke.

Listening To:
Green Day - 21st Century Breakdown
Reading:
Stuart McClure, Joel Scambay, George Kurtz -
Hacking Exposed #6: "Network Security Secrets & Solutions"

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