Sonntag, 20. Dezember 2009

Die absolute Erinnerung

Gestern mit Madame, sman und TS zu etwas ganz Besonderem gewesen. In einem Theater fand das alljährliche internationale Festival des nacherzählten Films statt - auch "Total Recall" genannt.

„Total Recall, - Das Festival des nacherzählten Films”, lädt zum 6. Mal ein, Filme zu erzählen und zu hören. Vom Filmklassiker über Blockbuster, Dokus, Soaps bis hin zum Experimental- und Industriefilm: Weit über 500 Filme wurden bisher nacherzählt, von Menschen im Alter von 8 - 84 Jahren, quer durch alle Schichten und Berufe. Von Pantomime bis Stand-Up-Comedy, von Märchenerzählung bis Filmanalyse – die Strategien des Erzählens sind vielfältig.
Beim Wettkampf um die „Silberne Linde “, dem Preis für die beste Filmnacherzählung, entscheidet die Publikumsjury. 10 Minuten stehen jedem Teilnehmer zur Verfügung, Hilfsmittel sind nicht erlaubt. Jeder kann teilnehmen – einfach erinnern und erzählen!
„Eine kuriose Veranstaltung ist das, querständig zu Trends und Moden… Der Andrang ist gewaltig und bestätigt das Bedürfnis, über die technisch avancierteste der Künste in einer Weise öffentlich zu reflektieren, die sie auf den elementarsten Vorgang des Erzählens zurück nimmt... Das herzerfrischende Festival, eine temporäre Hyde Park Corner der Cineasten, holt eine Erzählform ans Licht, deren Ausgestaltung erst begonnen hat.“ (A. Rossmann, FAZ)

So weit also die FAZ. Wir waren gestern am zweiten und entscheidenden Tag da. Uns erwarteten nach einer sehr schönen Einleitung eines amerikanischen Filmmusikkomponisten und seinem Klavier eine doch vorrangig komödiantische Show aus 15 Beiträgen.
Von krassen Tentakel-Wasweißich-Habichauchnichtverstanden-Independent-B-Movies (
Possession) bis hin zum Mainstream (Die nackte Kanone 2 1/2), von Serienfolgen (StarTrek-Enterprise) bis hin zum Überüberlangen Film, dessen Nacherzählung inzwischen vier Veranstaltungen dauert und noch dauern wird (Vom Winde verweht).

Letztere begann ihren Vortrag mit den Worten: "Ich stehe heute schon zum vierten Mal hier und wenn ich heute bis zur Hälfte komme, bin ich immernoch mehr als doppelt so schnell wie der Film." Sprachs und tats. Anfangs noch etwas nüchtern, redete sie sich in Rage. Tränen in den Augen sprach sie von der armen Scarlett, die das brennende Atlanta verließ und brachte es paradoxer Weise in ihren Emotionen noch fertig, anzumerken, dass "die brennende Stadt im Hintergrund die Kulisse von KingKong" war, "für den, den es interessiert." Beeindruckend.
Dann gab es ein junges Mädchen, dass angeblich von ihren "
sadistischen" Freunden spontan auf die Bühne gezwungen wurde, um das Reden vor Menschenmengen zu üben. Anfangs total zaghaft und verschüchtert, berichtete sie von ihrer Angst vor Saw und ihrer Beruhigung in Form von Disney's Die Unglaublichen. Sie taute immer mehr aus, gestikulierte am Ende wie wild, um die Fähigkeiten der Protagonisten zu untermalen. Jede Figur war noch "geiler" als die vorige und am Ende dachte man, sie wollte überhaupt nicht mehr aufhören. Sie hatte meinen absoluten Respekt in der Tasche.
"Den wichtigsten Preis in der Kunst des nacherzählten Films", die Silberne Linde, hatte ein Redner vom Vortag gewonnen. Er stellte Lady Terminator vor. Der Beitrag wurde dank Videoaufzeichnung noch einmal gezeigt. Un-glaub-lich genial. Auf Youtube gibt es einen früheren Bericht von ihm (Texas Chainsaw Massacre - Das Original!), der zwar toll, aber nicht ganz so genial ist. Ich warte auf den Upload von diesem Jahr.

Die Veranstaltung fand ihren Ausklang mit einem Filmmusikquiz. Nicht so billige Sachen, wie StarWars. Und es zeigte sich, dass das Theater voll war mit echten Cineasten: Drei Töne und schon erschallt es aus dem ersten Rang: "Das fünfte Element!" oder "Irgendwo in Afrika!". Beeindruckend.


Wirklich großartige Idee, diese Veranstaltung. Irgendwann muss ich mal
Der König der Löwen nacherzählen.

1 Kommentar:

Phosphor hat gesagt…

Geile Idee. Aber das sag ich dir gleich persönlich wenn ich dich abholen muss. Ich weiß sogar wo die U-Bahn ist. Ich dachte schon der Typ kickt dich am Arsch von Düsseldorf in die Pampa und wir brauchen drei Tage und drei Nächte zurück oder so. Glück gehabt ;-)