Sinnlos aggressiv
So, das wars jetzt. Das dritte Hosen-Konzert (diesmal ein lange gewünschtes Heimspiel in Düsseldorf, ISS Dome) meiner Serie ist vorbei. War scheiße.
Die Musik an sich, ja ok. War halt ein Hosenkonzert, wie die beiden vorher. Natürlich waren die vier oder fünf Weihnachtssongs klasse, leider 3 davon schon in der ersten halben Stunde - somit war die Spannung weg. Ansonsten kaum eine Überraschung.
Ursrpünglich hatte ich einen Sitzplatz gekauft, aber während der Vorband konnte ich mich in den Innenraum schmuggeln. Irgendwie war das nix, zwischen den Bloß-nicht-dreckig-werden-Tussis, den 10-Jährigen Konzertanfängern und den Ich-bin-so-dick-ich-brauche-zwei-Plätze-Menschen. Wollte mich bewegen.
Kaum ging es los, kam es zum üblichen Massenpogo. Im Gegensatz zum Normalfall aber war das pure Aggressivität. Keine Freude, kein Spaß, blutiger Ernst. Ich sah mindestens fünf Fälle, wo sich Leute geprügelt hatten. Auch sonst hatte man kaum was zu lachen. Es gab wirklich eine gewisse Grundaggressivität, der man sich nicht entziehen konnte. Während man sonst immer in fröhliche Gesichter schaut, die jeden Song mitgröhlen, sah man eine schmerzverzerrte Meute, in der jeder der vorderste sein wollte.
Das allein wäre schon genug, aber der Gipfel war die Security. Der Job der Security sollte eigentlich sein, Schlägereien durch Schlichten zu verhindern. Doch schon kurz nach der Vorband sah ich das erste Gegenteil. Nur zwei Reihen weiter kämpfte sich einer von denen zu einem Zuschauer und dieser wurde ohne jeden ersichtlichen Grund abgeführt. Er sichtlich verdattert, alle Umstehenden genauso. OK, unterstelle ich mal, dass da irgendwas war.
Aber so ging es weiter. Ich hatte nun das zweifelhafte Vergnügen hinter dem Wellenbrecher zu stehen. Versuche, davor zu gelangen, scheiterten an Hundertschaften von Securities, die den Vorraum hermetisch abriegelten. Egal wo man stand, beim kleinsten Anzeichen eines Pogos fiel man also einem Ordner in die Hände. Klar trägt das nicht unbedingt zu einer friedlichen Stimmung bei. Circles of Death konnten sich nicht ordentlich entwickeln, ständig wird man böse angefunkelt. Generalverdächtigt.
Und dann wurde ein bengalisches Feuer gezündet. Gehört zu jedem vernünftigen Hosenkonzert dazu, ist geil - aber klar, auf der anderen Seite sind pyrotechnische Erzeugnisse verboten. Und genau deswegen brach rechts neben mir quasi die Hölle los. Ein wütender Stier von einem Security - schick mit Headset und Armen wie Pergamonsäulen, bahnte sich einen Weg zur "Unglücksstelle". Nein, er bahnte nicht, er prügelte. Nicht weniger als drei Schläge bekam allein ich ab. Und genau wie andere versuchte ich schon, den Weg frei zu machen, was wohl gemerkt auch gelang. Was den Kunden nicht daran hinderte, trotzdem fleißig Gebrauch von seinen Fäusten und Ellenbogen zu machen. Die Fackel war inzwischen schon lange wieder aus, die Fans wollten weiter feiern. Dennoch, er kam zurück, ging mit einer ebenso veranlagten Verstärkung wieder zurück. Wie gesagt, ich bekam immerhin drei Schläge ab. Um mich rum gab es einige zierliche Frauen, die garantiert auch etwas abbekamen. Klar, braucht man Durchsetzungsvermögen um durch solch eine Menschenmenge durchzukommen. Doch das, was er tat, war unangemessene Gewaltanwendung. Und der Sinn generell fraglich. Auf meinen inzwischen vielleicht gut und gerne 50 Rockkonzerten aller Art habe ich schon manches bengalisches Feuer gesehen. Und niemanden hat es geschert.
Ich kann verstehen, dass es die Security ärgert, doch etwas übersehen zu haben. Aber man kann nicht wirklich sagen, dass die Eingangskontrollen irgendwie besonders gründlich sind. Sie nehmen dir zwar ohne jede Gnade Getränke am Eingang ab, aber meine Tasche fürs Taschenmesser haben die nicht einmal berührt, genauso wenig wie die sich im vorderen Teil des Rucksacks befindliche Taschenlampe und das GPS-Gerät. Das hätte sonstwas sein können. Auf einem anderen Konzert hatte ich (versehentlich, da ich es vergessen hatte, dass das noch von früher im in der Tasche war) meine komplette Geocaching-Ausrüstung mit rein gebracht, incl. 12cm Klinge, Angelhaken und Leatherman. Da ist es doch kein Wunder, dass man drinnen bengalische Feuer zündet. Und dann hilft es auch niemandem, nachher einen Schuldigen zu suchen (ich hab nicht gesehen, dass sie einen hatten, aber nix genaues weiß man nicht). "Aggressiv statt präventiv" schien die Ansage zu sein.
Und es scheint ja nicht das erste Mal ein Problem mit der eigenen Security gegeben zu haben. Bei dem Konzert in der Wuhlheide hat Campino ja höchstpersönlich etwas beobachtet und seine Leute entsprechend ermahnt. Es kann doch nicht sein, dass man zwischen 13.000 Menschen eine Horde gewaltbereiter Streithähne hinstellt, um für Ordnung zu sorgen.
Und ich meine, ich war gestern ein Paradebeispiel für die Schieflage des Systems. Noch draußen hörte ich ein Gespräch mit, das ein Ordner mit einem Fan hatte. Letzterer fragte, wie es denn aussähe, ob man nun von den Sitzplätzen auch in den Innenraum gelangen könne, da es gerüchteweise am Vortag möglich gewesen sei. Der Ordner antwortete, dass dies wohl eine Unachtsamkeit der Kollegen gewesen wäre, da es ja aufgrund von brandschutztechnischen Gründen keine Überfüllung des Stehplatzbereiches geben dürfe. So weit ja verständlich und klar. Aber dann ist es mir unbegreiflich, warum ich so mirnixdirnix genau diese zu verhindernde Aktion ohne jegliche Schwierigkeit ausüben konnte. An meinem Block gab es nicht eine Sicherheitskraft (im Gegensatz zu allen anderen, muss man hinzufügen). Irgendwas ist da komplett verkehrt.
Ich würde sagen: Generell volles Verfehlen der Aufgaben. Prügeln statt Ordnung und Kontrollen. Auf Bewegung und Pogo hatte ich daraufhin natürlich nicht mal den Funken einer Lust. Vielleicht wäre das Konzert ohne diese Zwischenfälle doch etwas Besonderes geworden. Schade.
Naja, danach noch 3,5h durch ein wirklich totes Düsseldorf-Rath gelatscht und nach 8km auch mal was zu essen gefunden (die dritte Tanke hatte auf...) und dann gings mit einer sehr frühen Mitfahrgelegenheit Richtung Heimat.
Man Dank geht nach A. zu Morti, die mich davor einen Tag lang untergebracht und unterhalten hat. Freue mich schon auf nächste Woche :)
So, ich muss jetzt zum nächsten Konzert. Habe noch keine Ahnung, was mich erwartet.
3 Kommentare:
Oh Mann, was machen denn bloß-nicht-dreckig-werden-Tussis, 10 Jährige und aggressive Bodybuilder auf einem Punkrock-Konzert. Auf so einem "Fest" kann es ja schon mal passieren, dass einem ein voller Becher Bier gegen den Kopf fliegt, so wie mir bei Mutabor. Schade, dass ein Hand voll Idioten 10.000 Menschen den Spaß verderben können.
Oha. Klingt echt kacke. Tut mir leid dass das Konzert dann doch nicht dein Weihnachtszeithöhepunkt war und brutale Secs braucht echt keiner. Ich dachte die sind für die Sicherheit da und nicht zum Unsicher machen. Vielleicht sollte ich mich da mal als Sec melden ;-).
,,Och komm schon.... nicht den Typen da hauen. Och bitte... Könntet ihr so nett sein und mich durchlassen? Nein ihr müsst mich nicht hin tragen. Hilfe!!".
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