Mittwoch, 25. August 2010

Römerkostüme selbstgemacht

Kinderferienlager. Woche5, Thema: Römer.

Im Vorhinein hatte ich irgendwie Schwierigkeiten, mir vorzustellen, wie das wohl laufen würde. In Gedanken sah ich knapp 90 Hanseln auf dem Hof in Bettlaken umherwandeln und so den Thementag in einer riesigen Pyjamaparty enden. I
Ich hatte jedoch nicht mit so viel kreativen und willenstarken Betreuern gerechnet. Das Ergebnis war mehr als nur gelungen. Es war grandios.


Die beiden Legionärskostüme wurden aus zwei Bettlaken, einem großen Stück Blech und einem größeren Stück Kunstleder gefertigt. Nicht zu vergessen genug Lederschnüre bzw. Paracord. Vier Nächte jeweils von 23:00h bis ca. 3:30h saßen wir in der Werkstatt oder den Bastelräumen und verbrachten die wenige "kinderfreie" Zeit mit Schleifen, Schneiden, Nähen, Sprühen oder Binden.
Im Prinzip war es einfach. Das Blech ließ sich gut flexen. Daraus also 4-5 Streifen geschnitten, geschliffen und mittels eines Feuerlöschers "maßgebogen". Löcher reingebohrt, dann noch mit Alu-Look-Lack besprüht, gebunden und fertig. Die Brust und die Bauchplatten wurden einfach intuitiv aneinandergefädelt und die Schulterstücke, leicht verjüngt geschnitten, mit zwei Löchern versehen, auf dem Brustteil festgebunden. Dann folgte noch ein Kunstledergürtel mit weiteren unterschiedlich langen Riemen als Lederschurz. Gleichzeitig diente dieser am Rücken zum Festzurren der Schulterteile. Auch der Gürtel wurde letztlich mit den Lederriemenimitaten angebunden. Um der Rüstung den letzten Kick zu geben, wurden Lederstücken kammartig eingeschnitten und an die Schulterstücken förmlich angenäht - etwas nach innen versetzt, damit sie gut fallen. Die Silberverzierungen sind lediglich Pappkreise, die silber besprüht und dann mit Heißkleber befestigt wurden.
Die Tunika (der Unterrock, wenn man so will) ist ein blau gefärbtes Bettlaken, welches mit zwei Ärmeln versehen wurde. Um dem ganzen einen weniger langweiligen Look zu verleihen, wurde jeweils noch ein schwarz-weiß gestreifter Stoffrand angenäht.
Der Umhang ist quasi ein Stück Filzdecke. An diese wurde silberfarbenes Geschenkband angenäht, um einen edleren Touch zu gewinnen. Die Brosche ist wenig spektakulär aus Pappe, Styropor, Draht und einer Sicherheitsnadel gefertigt.
Für die Sandalen wurde ein Schuh genommen, der für den Umriss der Sohle herhalten musste. Aus Kunstleder wurden dann für eine einigermaßen dicke Sohle zwei identische Stücke pro Seite geschnitten, dazwischen zwei Riemen und zwei größere Stücken für den Spann eingelegt und alles miteinander vernäht. Das Nähen war eher ein Fädeln von Paracord-Mantel durch gestanzte Löcher. Dann noch ein formschönes Stück Kunstleder als Beinschiene und intuitiv hochgebunden.
Der Helm schien mit das Schwierigste zu werden, da lange nicht klar war, wie wir das Problem der Rundung lösen sollten. Dann fiel unser Blick auf einen Gummiball. So entstand letztlich aus einem halben kik-Diskont-Ball und ein paar kleinen Blechstücken das letzte Stück des Kostüms. Die notwendigen Blechstücke - Stirnstück, "Kotletten" und Nackenstück - wurden wieder einfach an den halben Ball gefädelt und das alles danach als Gesamtstück lackiert. Zum Schluss noch einen Besen in drei kleine Teile zersägt und mittels kleiner Holzschrauben und Unterlegscheiben auf der Oberseite befestigt. Fertig.

Die Idee für den Standartenträger kam erst relativ spät, die Umsetzung eigentlich auf den letzten Pfiff. Das Ergebnis lässt sich aber sehen, finde ich. Der Kopf des Wolfes ist im Prinzip ein grob geschnittenes Stück Styropor. Als Fell musste ein altes Steinzeit-Höhlenmenschkostüm herhalten. Im Grunde wurde das schlicht drüber gezogen, mit allerlei Klebe- und Stichnadeltechniken fixiert. Dann noch ein Stückchen als Ohr und fertig war das Grundgerüst. Nun fehlten noch Kleinigkeiten. Als Auge wurde ein honiggelber Dekostein mit aufgemalter Pupille verwendet. Abgesetzt wurde es mit kleinen Stücken eines grauen Waschlappens. Die Nase müsste aus Kunstleder sein. Dann noch Zähne aus Pappe geschnitten bzw. aus Stöckchen geschnitzt, ins Styroporskelett gesteckt und fertig ist der Wolfspelz.
Die Standarte ist schlicht aus einem gefärbten Stück Bettlaken mit ein paar goldenen Fäden, ein paar bemalten Blechkreisen, einem Pappadler und 1,5 Besenstielen entstanden.

Das Gewand des Kaisers ist relativ simpel als Tunika genäht, der Umhang ist ähnlich der Legionärsvariante mit einer Borte versehen. Der Lorbeerkranz wurde aus Pappe und Draht gebastelt. Dazu wurden Lorbeerblätter als Schablonen ausgedruckt, die daraus resultierenden Pappstücke auf einen verdrehten Doppeldraht mit Heißkleber fixiert. Danach ein wenig Bastelkleber für die Blattadern aufgetragen. Abschließend mit Goldfarbe bespüht und mit einer Schleife aus Dekoband verziert.

Auch wenn der Römertag als solches sicherlich nicht zuletzt des Regenwetters wegen zu wünschen ließ, wir waren so schick wie noch nie bei irgendeinem Thementag. Und das nicht nur weil wir (immernoch) so stolz wie noch nie auf unser Outfit waren.
Ein Riesendank geht an alle Beteiligten: Anja fürs Nähen, Christian und M. für die Metallverarbeitung, TS fürs Fädeln, sman für den Wolf, Cheffe fürs Material und Werkzeug. Es ist immer wieder erstaunlich, was man schaffen kann, wenn man die Kräfte bündelt, zusammenarbeitet und sich immer wieder gegenseitig motiviert. Es war sicherlich die härteste und schlafloseste Ferienlagerzeit meines Lebens, aber es hat sich gelohnt. Mehr als einmal witzelten wir, unser Studium aufzugeben und professionell Rollenspielerkostüme zu fertigen. Wir lernten in diesen Tagen Lederverarbeitung und Schustern, Rüstungsbau und übten uns im Maßschneidern *gg* Es hat unglaublichen Spaß gemacht. Danke.

2 Kommentare:

sman hat gesagt…

(entsetzt) "Iiih guck mal, der Mann da hatn totes Tier auf dem Kopf!"

S-Man hat gesagt…

*LOL* Ja, der Spruch war der Knaller *gg*