Dienstag, 14. September 2010

BILD-Hetze

taz: Warum gibt es in Ihrem Kiosk beziehungsweise Ihrer Bäckerei seit einer Woche keine Bild-Zeitung mehr?

Winfried Buck: Das lag an der Ausgabe von vorletztem Samstag, mit Sarrazin auf dem Titel und dem, was man in Deutschland doch wohl noch sagen dürfe. Die Aussagen waren so extrem rassistisch, populistisch und ausländerfeindlich, dass ich daraufhin die Bild-Zeitung wutentbrannt aus dem Programm genommen habe.

André Krause: Die Bild-Zeitung hat für mich Stürmer-Qualität. Es geht immer gegen die Hartz-4-Empfänger und die Migranten. Ich wollte die Zeitung schon vor zwei Jahren rausnehmen, aber da war ich relativ neu hier und habe sie mit geballter Faust in der Tasche weiter verkauft. Aber als ich die Aktion meines Nachbarn gesehen habe, war für mich klar: Jetzt ist Schluss.

[...]

André Krause: Die Reaktionen der Kunden sind zu 99,5 % positiv. Und viele Passanten, die mein Plakat lesen, kommen rein, halten ein bis zwei Daumen hoch und gehen wieder raus. Ein Kunde starrte minutenlang fassungslos auf das Plakat. Zwei junge Frauen kamen rein und sagten: "Wow, darüber haben wir ja noch nie nachgedacht." Und die Nachbarn sagen alle: "Happy Birthday, viel Erfolg!" Beschwert haben sich vielleicht fünf, sechs Leute.

Winfried Buck: Das ist bei mir ähnlich. Manche Leute verlassen auch völlig verwirrt diesen Laden, weil es die Zeitung hier nicht mehr gibt. Erschreckenderweise haben aber auch einige Kunden gesagt: "Es stimmt doch, dass wir hier zu viele Ausländer haben". Das, was die Zeitung erreichen will, kommt anscheinend bei ihnen an. Die gehen dann nebenan zum Bäcker, aber kriegen die Bild-Zeitung da auch nicht. Das hat schon eine größere Wirkung, als wenn das nur einer alleine macht.

André Krause: Im gepflasterten Teil der Ottenser Hauptstraße gibt es jetzt gar keine Bild-Zeitung mehr. Die erste gibt es erst wieder in dem Kiosk mit türkischen Inhabern am Anfang der Straße. Das ist die Ironie der Geschichte.

Sehr coole Aktion. Von mir virtuell 100 Daumen in den gepflasterten Teil der Ottenser Hauptstraße, Hamburg (?).

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Und wo wir gerade beim BILD-Bashing sind, hier noch einer vom Wortvogel:



"Kinder und Jugendliche werden so immer früher mit Sexualität konfrontiert! Folge: ein völlig verzerrtes Bild von Sexualität, das Kinder anfällig macht für sexuelle Gewalt."


(Stephanie zu Guttenberg, heute in BILD)


Unnötiger Weise macht er dann noch auf die Erotiksparte am Ende der bild.de-Hauptseite aufmerksam, die aber - gelinde gesagt - nichts ist gegen das komplette Erotikangebot, auf das man von dort gelinkt wird...

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