Montag, 22. November 2010

FSK fragwürdig

Die Institution "FSK" wird mir immer suspekter.

Bei aller Spannung und teilweisen Gruseligkeit steht bei Kindern ab 12 Jahren keine nachhaltige emotionale Beeinträchtigung zu befürchten. Die bedrohlichen Szenen sind im Kontext der Geschichte für diese Altersgruppe verkraftbar und werden stets von entspannenden Situationen ausgeglichen. Zudem arbeitet der Film mit klaren Gut-Böse-Schemata und bietet 12-Jährigen positive Identifikationsfiguren.

Die Diskussion, ob Harry Potter noch FSK12 bekommen sollte, gibt es doch seit dem 3. Film, oder? Ich meine, der erste Auftritt der Dementoren war sicherlich gruselig. Spätestens an dieser Stelle sollte auch der blauäugigste Fan gesehen haben, welche Richtung die Reihe einschlagen würde. Spätestens Teil 5 war aber kein Kinderfilm mehr. Gewalt übernahm die Oberhand, die Grundstimmung schlug um von "zauberhaft bunt" zu "düster". Damals war mir schon absolut unklar, warum noch ein FSK12 berechtigt war, wenn man schon Jahre vorher diskutierte. Der sechste Teil war schon irgendwie und stellenweise ein Psychofilm, finde ich. Das Ziel zeichnete sich klar ab: Gewalt und Gemetzel. Es geht nur noch um eine Frage: Wer tötet am Ende wen und auf welch brutale Art und Weise.


Gestern nun kam ich aus aus Teil 7.1 heraus. Von vorn bis hinten Gewalt. Und wenn mal gerade niemand getötet wird und blutet, findet man sich in düsteren Endzeitstimmungen und trostlosen Landschaften wider. Die oben zitierte Begründung der FSK mag vielleicht irgendwo noch stimmen - schon allein weil man beachten muss, dass die Fernsehlandschaft die Jugendlichen in den letzten Jahren generell abgestumpft hat (Assi-Teenis statt Bugs Bunny im Abendprogramm). Aber leider wird meines Erachtens nach an dieser Stelle die eingeführte PG-Regelung vergessen, nach der Kinder unter 12 in Begleitung Erwachsener diesen Film sehen können. Klar haben diese dann die Verantwortung für die Kinder, doch leider nehmen viele Eltern die FSK als Empfehlung.

"Es gibt ein großes Missverständnis", sagt Ursula Arbeiter, "manche verwechseln die FSK-Angaben mit pädagogischen Empfehlungen!" Die FSK-Freigabe sage nur aus, dass ein durchschnittliches Kind einer Altersgruppe durch einen bestimmten Film "keine nachhaltige Beeinträchtigung" erfährt. Es geht um die Abwägung der Meinungs- und Kunstfreiheit mit dem Grundrecht von Kindern auf körperliche, geistige und seelische Unversehrtheit.

Man muss dabei in Betracht ziehen, dass die FSK nun einmal - wie der Name schon sagt - die freiwillige Selbstkontrolle der Filmindustrie ist. Und als solche ist sie interessiert daran, möglichst viele Zuschauer in die Säle zu kriegen. Und damit sollte klar sein, dass sie alles daran setzt, eine FSK12 für Harry Potter bis zum Schluss zu erwirken. Ist damit nicht der Sinn der FSK fragwürdig? Vor allem wenn genau diese Vermutung bestätigt wird:


Auch Joachim von Gottberg, Geschäftsführer der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen und Hönges Vorgänger bei der FSK, findet zwar, die FSK könne den Verbraucher-Tipp formulieren, weiß aber auch, wie diffizil dies wäre. Schließlich ist die FSK eine Einrichtung der Filmwirtschaft, "und von der kann man kaum erwarten, dass sie vom Besuch eines Films abrät".

Aber auf der anderen Seite wird dann ein so genialer Filme wie "Der blutige Pfad Gottes" wegen "Verherrlichung von Selbstjustiz" von denen auf den Index gesetzt. Das muss man nicht verstehen, gibt es denn wirklich ein Gewalt-Schema, nach dem die FSK arbeitet oder ist es letztlich auch nur eine Frage des Geldes?


Und es geht um das Geld, das die Fernsehsender den Produktionsfirmen zahlen: Ein Film, der für Zwölfjährige freigegeben ist, darf um 20 Uhr im Fernsehen gesendet werden. Hat ein Film nur eine Freigabe ab 16, darf er erst nach 22 Uhr laufen - ein entscheidender Unterschied. Die Produktionsfirmen lassen sich die Prüfung daher etwas kosten: 46 Cent pro Filmmeter zahlen sie an die FSK, das macht bei einem durchschnittlichen Kinofilm von 2700 Metern 1242 Euro plus Mehrwertsteuer. Die FSK ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e.V., als GmbH aber ökonomisch autonom - und sie finanziert sich über die Prüfgebühren der Antragsteller. Weil Filme, die nicht geprüft werden, automatisch "ab 18" sind, lässt die Filmindustrie die meisten Filme prüfen.

Wer heute in Deutschland einen Film auf den Markt bringt, für den er sich eine Altersfreigabe von zwölf Jahren an, das grüne Zeichen "FSK 12", erhofft, beantragt eine Freigabe ab sechs, um genau das zu bekommen, was er haben wollte. Dann können sich alle gut fühlen - die Prüfer waren schließlich strenger als der Antragsteller. Und wer würde für "ab 16" plädieren, wenn "ab sechs" beantragt ist, auch wenn damit eigentlich "ab zwölf" gemeint ist? Über diese Dynamik spricht niemand gerne laut. Aber untereinander reden die Prüfer schon darüber.


So, zum Ende aber noch ein paar Worte zum Film an sich. Sieht man mal von obigen Bedenken ab, war der Film als solcher gut. Die Düsternis war dauerhaft bedrückend und stimmungsvoll. Der Film hat viel Wert auf negative Emotionen gelegt. Die schauspielerischen Leistungen wurden auch wieder besser, vor allem die der Hermine-Schauspielerin Emma Watson. Und letztlich kommen auch die meisten Effekte wieder total gut. Es macht wieder einfach nur Spaß, zuzusehen.
Über den Inhalt lasse ich mich an dieser Stelle nicht aus. Ich habe nach dem Buch 6 den letzten Band boykottiert und mich auf die Wikipedia-Zusammenfassung beschränkt. Es geht eben einfach nur noch um Mord und Totschlag. Nichts mehr von schöner Zaubererwelt mit lustigen Gimmicks an jeder Ecke. Und so sind eben auch die letzten Filme. Doch im Gegensatz zu den beiden letzten Büchern machen die Filme einfach noch aufgrund guter Arrangements Spaß. Wie der sechste Teil ist auch dieser Film das Beste was man aus einem schlechten Buch machen konnte. Und so freue ich mich auf Juli nächsten Jahres, wenn die sehr gute Filmsaga dann endlich abgeschlossen wird.

2 Kommentare:

Verrain hat gesagt…

Hey, ich bin ein großer Fan von deinem Blog und bin per Zufall drauf gestoßen, als ich ein Bild von Nichtlustig-Lemmingen im Design von Navi aus Avatar in der Googlebilder Suche gesehen habe. Damals hatte ich nach etwas ganz anderem gesucht und hatte mich gewundert, wie mir die dumme Bildersuche so ein Bild als Ergebnis meiner Suche präsentieren konnte ^^. Dann habe ich ein paar deiner Beiträge gelsen und fand sie unterhaltsam und gut geschrieben. Sogar das Geocaching hab ich erst durch dich entdeckt :)

Aber nu zu Harry Potter 7 und der FSK.

Man muss klar unterscheiden zwischen den anfänglichen Kinderbüchern und dem was später draus geworden ist. Dem stimm ich vollkommen zu. Den 5. Teil fand ich am schlechtesten, da Harry Potter irgendwelche postpubertären Gefühlsausbrüche untergeschoben wurden, die gar net zu dem bekannten Bild von ihm passten. Aber gerade der 7. Teil ist zwar auf den 1. Blick enttäuschend, da er 'net mehr mal in Hogwarts spielt, aber ist er doch wenigstens etwas tiefgreifender (auch schon der 6.) als die vorherigen. Deswegen find ich ihn auf einer anderen Art gut als die ersten 3, die einfach genial waren, da sie ein komplett neues Franchise aufgebaut haben. Der 4. Wiederrum war wohl ehr was für Sportfans :).

Meine Reihenfolge der Potterbücher:
3
2 / 7
1 / 6
4
5

Man muss den Potter-Büchern auch zu gute halten, dass sie nach guter alter englischer Manier stets erst zum Schluss ihr wahres Gesicht offenbaren, was ich stets sehr gut gelungen fand.

Aber im Teil 7 hat man echt das Gefühl, dass die Leute sterben wie die Fliegen, nur weil es der letzte Teil ist und sie nicht mehr gebraucht werden und das zieht ihn etwas runter.

S-Man hat gesagt…

Hihihi :)

Hätte nicht ernsthaft gedacht, das wirklich "Externe" mitlesen. Aber willkommen, freut mich.

Meine Reihenfolge der Filme ist klar, bis zum 5. einer besser als der andere. Der 6. und 7. laufen außer Konkurrenz, weil ich sie als Film gut finde, die Handlung aber zu wünschen übrig lässt.

Um die Bücher zu ranken müsste ich sie nochmal lesen. Aber mit Abstand schlechtesten sind halt 6 und 7