Sonntag, 12. Dezember 2010

Stadt unterm Wald

Ich hatte ja hier schon einmal von einem grandiosen LostPlace erzählt, der Stadt im Wald. Nun ja, das kann ich jetzt toppen. Ich habe einen Ort gesehen, wo der Spruch "Lege dich nie mit einem Geocacher an, er kennt Orte, wo du nie wieder gefunden wirst!" eine völlig neue Bedeutung bekommt. Vor zwei Wochen waren eine handvoll Cacher, meine Wenigkeit (und erfreulicherweise mit Haps im Anhang!) mal wieder etwas weiter weg auf Tour. Irgendwo im Wald, gute 120km von zuhause entfernt stolperten wir urplötzlich über ein Loch. Kaum 1m durchmaß es, den Grund konnte man bestenfalls erahnen. Dort ging es hinab in einen Bunker. Dort mussten wir hinein.

WARNING: Spoilers may be included!

Es trieb uns durch immer tiefer hinab. Leitern, Treppen, Schächte, Löcher, Kanäle. Nach spätestens 10Minuten hatte man jegliches Orientierungsgefühl verloren. Wie hoch oder wie tief man sich im Augenblick befand, und in welche Richtung man sich bewegte. Schwer zu sagen. Es gab massenhaft Räume. Nachdem man sich durch die ersten Schleusen bewegt hatte, kam man in Räume und Gänge, in denen man bequem laufen konnte. Als wir uns in einem Treppenhaus befanden mussten wir uns zwingen, daran zu denken, dass wir nicht in einem normalen Haus waren. Und doch gab es alles: Schlafstuben und Sanitäreinrichtungen. Zig Stiegen und Klappen wurden überwunden, schier unendlich lange Gänge durchwandert. Teilweise fanden sich Luken im Boden, die wieder auf einen Raum führten, der wieder eine Luke im Boden hatte und wiederum an einen solchen Raum angrenzte - bis zu 4 Ebenen tief. Generator- und Akkuräume, Dieseltanks und Lüftungssysteme. Klaustrophobie traf auf Mannschaftsräume.

Schwer, das dort Erlebte wiederzugeben. Aber verdammt, Scheiß auf die Stadt im Wald. Bei Dessau findet man die Stadt UNTERM Wald! Angeblich 3000 Mann Fassungs
vermögen. Der Vater von meiner Kleenen tippt auf den Führungsbunker des Pionierregiments der DDR. Zumindest Russisch mussten sie können, die Truppen. Es war unglaublich beeindruckend, aber zugleich extrem beängstigend. Immerhin wurde das Teil errichtet, damit ein paar Wahnsinnige Krieg spielen konnten. Es stellt sich mir nur die Frage WIE so etwas gebaut wurde. Ich meine, die Treppengeländer werden sie schwerlich durch die einzig gefundene Zugangsluke und -schächte geschleppt haben... Heftigst!
Das einzig Spaßhemmende waren die Anzeichen, dass wohl auch der ansässige Neonazi-Szene dieser Ort bekannt ist. Lustig ist aber deren eigener Beweis in Form von Rechtschreibung, dass sie nix im Kopf haben...


Listening To:
OST - Kill Bill Vol. 1

12 Kommentare:

TheWhite hat gesagt…

Wenn Du sowas in etwas kleiner, dafür viel besser erhalten, nur eben auch weniger Lost haben willst, dann findest Du das hier: http://www.ausweichsitz-nrw.de/
Fand ich auch echt interessant, auch wenn nen Lost Place natürlich ne cooler Atmosphäre hat.

S-Man hat gesagt…

Naja, das Ganze ist halt zu sehr Museum, zu sauber, zu aufgeräumt... Es ist weder beklemmend noch dunkel... Das ist nicht das Gleiche, da kann ich auch in ein Museum gehen. Museumsbunker gibts hier genug ;)

Aber danke für den Tipp :)

Phosphor hat gesagt…

Schöner Lost. Je lostiger desto besser. Hach... Neid. Aber im Nachhinein wäre ich fast eine bessere Infiltratorin als eine Geocacherin.

Verrain hat gesagt…

What the fuck? Ich leb nicht mal 20 km von Dessau entfernt und bin da 3 Jahre zur Schule gegangen. Aber davon hab ich noch nie was gehört ^^. Muss ich mir unbedingt mal anschauen. Heißt der Cache auch "Stadt unterm Wald"?

S-Man hat gesagt…

Nein, heißt er nicht ;) Er heißt 7grad. Um Dessau rum gibt es noch eine ganze Reihe und wir werden sicher nochmal wieder kommen, um den Rest zu heben.

Eines noch: NIEMALS(!!!) einen LP alleine machen und den schon gar nicht. Unter 4-5 Leuten würde ich diese Tour nicht machen! Und Helm nicht vergessen! Das hat mich ein paar Mal vor argen Kopfschmerzen bewahrt.

Haps hat gesagt…

Ich fand es eine unglaubliche Erfahrung und bin noch immer allen Beteiligten für all dies dankbar :)

Jederzeit wieder!

Verrain hat gesagt…

@S-Man: Allein? Also bin ja risikofreudig, aber doch nicht blöd ^^. Danke, für den Helmtipp ^^. Aber den werde ich mir mal noch aufheben, wenn ich ein bissel mehr Erfahrung hab. Hab ja gerade erst mal angefangen mit Cachen. Allerdings kann man a sicherlich auch gut Softair zocken ^^. Mal begutachten, wie das Gelände so ist dort.

Phosphor hat gesagt…

Einsam in einem alten modrigen Bunker sterben weil Oberschenkelbruch oder Schädel aufgeschlagen *seufz* wie romantisch.

@verrain
Du willst mit einer Softair in einem Bunker herumballern?!


P.S.: Serwa. Klingt wie so ein russischer Name.
Serwa Wizhnwek.

S-Man hat gesagt…

Wobei Wizhnwek nur ganz wenig russisch klingt.

@Verrain: Hm, hab schon oft Softairkugeln in LPs gesehen, aber irgendwie stelle ich mir das a) gefährlich vor, wenn man nicht mehr auf jeden einzelnen Schritt bedacht ist, gerade da. Und b) zerstören irgendwie diese gelben Plastikkügelchen das Gesamtbild von verrosteten Gegenständen, oder?

Verrain hat gesagt…

Hier in der Gegend gibt es viele alte Bauten aus dem Kalten Krieg. Normalerweise zocken wir in einem Wäldchen in dem ein alter Militärgebäude steht (vor Minen braucht man keine Angst zu haben, war nie vermient, haben uns da natürlich vorher etwas informiert).

Es geht halt darum, dass man sich nicht alle 3 Sekunden sieht, wa ^^

S-Man hat gesagt…

Ich verstehe durchaus den Reiz ;) Und würde glatt mal mitmachen. Allerdings scheint mir ein Bunker, in dem man sich so schon alle paar Minuten den Kopf schlägt und irgendwo drüber stolpert ein ungünstiger Ort ;) Es gibt sicher genug andere Gelände, wo auch die Kügelchen nicht stören, aber die benutzt ihr ja eh schon :)

Ikamaru hat gesagt…

@ Verrain du bist auch am Softair zocken ich such noch Leute zum zocken vieleicht könnte man sich ja mal zusammensetzten