Mittwoch, 23. März 2011

Gerockopert

Seit Monaten fieberten wir diesem Termin entgegen. Einige mehr, andere weniger. OK, meine Familie, die ich ebenfalls von der Musik überzeugt hab, zählte schon Monate vorher die Stunden, ich erst einen Tag vorher. Und dann saßen wir gestern Abend endlich im Tempodrom. Auf den Stühlen (ja, es war zunächst ein Sitzkonzert!) verteilt lagen Hochglanz-Hefte mit den Übersetzungen der Songs. Die Show begann ganz stilecht mit Gongs.

Trans-Siberian Orchestra gab, was sie mit dem Tourtitel "Beethoven's Last Night Tour" versprachen: Eine nahezu vollständige Wiedergabe dieser genialen Rockoper. Zwar war sie an vereinzelten Stellen verändert, doch das Ergebnis zählt und das war grandios.

Anfangs wurde mein Enthusiasmus etwas gebremst, als sich herausstellte, dass sie alles etwas langsamer spielten, als auf Platte, doch wenn man sich reingehört hat, macht das nichts. Wie schon vermutet, war das Bühnenspektakel fulminant. In Sachen Licht-/ Laser- /Pyro- und Leinwandeinsatz macht TSO so schnell niemand nach. Auch sonst ließen sie sich nicht lumpen. Ich habe nicht erfasst, wie viele Musiker da auf der Bühne waren, doch es waren entsprechend viele. Einer krasser als der andere. Angefangen mit einem eigenen Streicherensemble, dirigiert von einem E-Violinisten, zwei Keyboardern, mindestens drei Gitarren/Bässe - allesamt verdammte Poser *gg* -, Schlagzeug, einem Frauen-/ Männerchor, wobei da auch die zahlreichen Solisten aushalfen.

Was dem Publikum geboten wurde, kann man nun erahnen, wenn man TSOs Musik kennt: Eine Mischung aus harten Gitarrensoli und Musicalparts. Stets unterstrichen von Technikspielereien der feinsten Sorte und umrahmt von einem sehr starken Erzähler. Tatsächlich wirkte dieser nicht irgendwie verkehrt sondern gab dem Stück einen gewissen eigenen Schliff. Er machte das Konzert zu einer Show, einem Theaterstück. Der Solist, der Beethoven's Rolle spielte, war nett, doch genial war Mephisto. Verdammt evil, der Junge >:)


Es fehlten einige Stücke, wie "A Moment" und (zur Enttäuschung meiner Schwester) "Mephistoteles' Return", was allerdings nicht wirklich auffiel. Zweiteres wurde von dem Erzähler sehr lebendig dargeboten, ersteres durch das sehr geniale Instrumentalstück "Mozart and Memories" aus dem aktuellen Album "Night Castle" ersetzt. Das war der Moment, wo ich nicht mehr stillhalten. Super geniale Show, die dabei abgeliefert wurde. Na, und weil es ja ausgleichende Gerechtigkeit gibt, ist meine kleine Enttäuschung in meinem Lieblingsstück "The Dark" zu finden, den plötzlich eine Frau sang. Aber hey, ein Konzert ist ein Konzert und immer anders als das Studio-Original. Das macht den Reiz ja aus. Ich fands herrlich.

Und dann kam die Zugabe. TS fand sie deutlich besser als die Hauptshow. OK, die Stimmung war anders. Nach den Standing-Ovations blieben zumindest die Leute im Innenraum stehen. Uns hielt es dann auch nicht mehr auf den Sitzen und drängelten uns in die ersten Reihen, wo wir endlich mal sahen, wie alt die Knacker auf der Bühne teilweise wirklich waren :) Der Zugabe verdanke ich jedenfall meine heutigen Nackenschmerzen. Die Highlights waren für viele sicherlich zwei Savatage-Cover, inklusive des genialen "Chance". Ich fand die TSO-Version von "O Fortuna" unglaublich genial: Man stelle sich einen achtköpfigen Chor aus Menschen vor, die der Metalszene nicht unbingt fremd sind, dazu das oben genannte Instrumentenaufgebot. Das ergibt eine Gänsehaut-Version dieses klassischen Klassikers.

Ich kann nur noch einmal wiederholen, wie genial es war. Hätte ein paar dB lauter sein können für mich hinten auf den billigen Plätzen, aber sonst zweieinhalb vollkommen erinnerungswürdige Stunden. Hab am Ende sogar eines von wenigen TSO-Plektren ergattert *stolzis* Nach dem Auftritt ließ es sich die Band auch nicht nehmen, in die Lobby zu kommen um sich unter die Fans zu mischen. Das nenn ich mal "auf dem Boden geblieben". Ich bin jetzt stolzer Träger eines TSO-FirstEuropeTour-Shirts (welches vermutlich das mit Abstand teuerste in meiner Sammlung sein sollte *irks*) und musste Mephisto auf der Brust heute auf Arbeit rumzeigen *fies grins*

Setlist:
01. Intro – Child Of The Night
02. Overture
03. Midnight
04. Fate
05. What Good This Deafness
06. Mephistopheles
07. What Is Eternal
08. Mozart And Memories
09. Vienna
10. Mozart
11. The Dreams Of Candlelight
12. Requiem (The Fifth)
13. The Dark
14. Für Elise
15. After The Fall
16. A Last Illusion
17. This Is Who You Are
18. Beethoven
19. Misery
20. Who Is This Child
21. A Final Dream
Zugaben:
22. Toccata – Carpimus Noctem
23. The Mountain
24. Sleep (Savatage Cover)
25. Help! (The Beatles Cover)
26. Carmina Burana (Carl Orff Cover)
27. Another Way You Can Die
28. Chance (Savatage Cover)

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