Montag, 2. Mai 2011

Karl Ranseier ist tot (Update)

... oder so ähnlich. Egal wie, einmal möchte ich mich auch mal zu diesem ganzen Quark äußern...

Ehrlich gesagt, habe ich den ganzen Tag ein bissel drüber nachdenken können, über die tolle (tolle?) Meldung, dass der Onkel mit dem Bart nun endlich übern Jordan ist. Amerika scheint da drüben gerade einen neuen Nationalfeiertag einzuführen. Und was feiern sie? Die große Erleichterung. Den großen Sieg der Freien Welt. Oder so.

Die Freie Welt? Die mit den ganzen großartigen demokratischen Prinzipien? Ja? Hm, dann frage ich mich, wie diese Welt denn da so heftigst feiern kann. Eines von diesen großartigen, im Irak, in Afghanistan und sonstwo verteidigten demokratischen Prinzipien ist doch das Recht auf Prozesse, oder?

Ich mein, im Grunde habe ich keine Ahnung, was Osama so alles getan hat. Ihm wird viel zugeschrieben, ja auch 9/11. Ich weiß nicht, ob das bislang überhaupt jemals einwandfrei geklärt worden ist. Hat der Mann wirklich so viel Böses getan, wie ihm angedichtet wird? Ich bin mir nicht sicher. Klar denke ich, dass er nicht irgendso ein Mauerblümchen oder LMAA-Einsiedler war und sicherlich einiges auf dem Kerbholz hat. Doch im Grunde wurde da ein Mann erschossen, ohne jeglichen demokratischen Prozess zugestanden bekommen zu haben, dem man vermutlich nichtmal einen Bruchteil der Taten beweisen konnte, die ihm nachgesagt werden. Oder täusche ich mich? Das jedenfalls stieß mir schlicht und ergreifend übel auf. Ich meine, da werden Volksfeste aus dem Boden gestampft, FreieVölker-Führer Obama lässt sich feiern, Frau Merkel gratuliert und dabei konnte nichtmal im Ansatz das gewahrt werden, wofür die heutigen Demokratien stehen: Das Recht auf Leben - oder zumindest für jeden noch so widerwärtigen und abscheulichen Menschen das Recht auf einen fairen Prozess... Dabei sei einmal dahin gestellt, wie fair gegebenenfalls solch ein Prozess wirklich geworden wäre.

Und dann gibt es noch nicht einmal Beweise seine Todes. Will nicht wissen, welches Dokument in zehn Jahren geleakt wird, das beweisen wird, dass da nur ein armes Schwein von Doppelgänger für genommen wurde oder gar die Amis gar nicht vor Ort waren sondern in der Base gepokert haben. Mal sehen.

Und eines noch: Ich meine, angenommen der ist wirklich hinüber... Was nun? Alles ist schick? Es gibt keinen Terrorismus mehr? AlQuaida (oder eine von den 10000 anderen nichtarabischen Schreibweisen) ist zerschlagen? Quatsch, so naiv kann man doch nicht sein, oder? Ich meine da wird jetzt einer seiner 2128 Söhne kommen und n bissel Machthaber spielen oder sonstwer und gut ist. Schlimmstenfalls wird jetzt mit Vergeltungsschlägen gedroht, die ach so Freie Welt wird noch eine Spur mehr gesichert und mittels weiterer Anti-Terror-Gedöns noch mehr ent-frei-t und gut ist. Was hat das also alles gebracht, wo ist der Gewinn und wann schalten all die fröhlichen Demokratie-Kämpfer mal ihr Hirn an?

Kann mir den Kram irgendwer erklären? Ich verstehs nämlich nicht.

Update (21:21h):
Da ich diesen Post heute mal vor der täglichen Blog-Runde absetzte, konnte ich diesen schönen Artikel aus dem lawblog gar nicht zitieren. Aber es ist schön zu sehen, dass auch noch andere das Hirn am rechten Fleck haben und ähnlich zu der Sache stehen:

Ihr diesbezüglich sicher vorhandenes Talent ließ die Bundeskanzlerin, die ja für uns alle spricht, bei ihrer Pressekonferenz aber im Stich. Gleich mehrfacher Jubel über die gezielte Tötung eines Menschen ist nach den Wertmaßstäben unserer Verfassung nämlich völlig deplatziert – und gefährlich überdies.

Selbst wenn der Betreffende ein noch so großer Verbrecher ist, wie es bin Laden wohl war, ist ein Kommando “Retrieve & Kill” nicht mit unseren Grundrechten in Einklang zu bringen. Vom großen C im Namen der Kanzlerinnenpartei will ich gar nicht reden.

Wenn Frau Merkel also unverhohlene Freude über die gezielte Tötung eines Menschen äußert, relativiert sie ohne Not verfassungsrechtliche Eckpositionen wie das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Heute tut sie das für Terroristen und Massenmörder. Morgen macht sie es vielleicht für Serienkiller, übermorgen für Sexualstraftäter. Andere tun es dann irgendwann auch für weit harmlosere Zeitgenossen. Eine passende Schublade lässt sich auch für dich und mich finden, wenn die Dämme mal gebrochen sind.

Die Kanzlerin hat ihre Äußerung übrigens auf die Frage gemacht, ob sie eine gezielte Tötung gut findet und ob unsere Sicherheitskräfte so was auch dürfen sollten. Statt diese Steilvorlage zu nutzen und sich zum Rechtsstaat zu bekennen, flüchtet sich Angela Merkel in pure und platte Begeisterung für die amerikanische Taktik.

[lawblog.de, 02.05.2011]

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Es gibt da ein Sprichwort. Das lautet ungefähr:
"Ich habe keine Angst vor dem Faschismus, sondern vor dem Faschismus unter dem Deckmantel der Demokratie."