Mittwoch, 13. Juni 2007

The Monster Is Loose?

Dass das Monster entfesselt wird, dachten wir zumindest, als wir uns gestern ins Auto schwangen und uns auf den Weg in die Colorline Arena in Hamburg machten. Meat Loaf stand an. Rock'n'Roll vom Feinsten - leider mit einigen Tücken.

Ich fange mal mit dem Negativen an: Meat Loaf. Leider wurden wir von dem Mann enttäuscht. Meat Loaf scheint seine Stimme verloren zu haben. Was er auf der Bühne von sich gab, war ein einziges Gequäle. Die hohen Töne kamen gar nicht, lange Töne konnte er nicht halten. Stets zusammengekrümmt, versuchte er noch etwas in das Mikro zu nuscheln und benötigte dafür all seine Kraft - und viel Zeit, womit er regelmäßig außerhalb des Taktes war. Das Ergebnis seiner Bemühungen waren Atempausen, wo keine hingehörten, ein irritiertes und kopfschüttelndes Publikum und ein Gestammel in den Lautsprechen, was man teilweise nicht mehr verstehen konnte. Es war oft so, dass man nicht einmal mehr wusste, an welcher Stelle des Liedes er gerade war. Soloparts seinerseits waren eine Qual, mitsingen ging gar nicht. Auch der Pianist konnte dann nicht seine Noten spielen, sondern musste stets darauf warten, dass Meat Loaf mit seinem Text fertig war, sodass er die Noten des nächsten Taktes anschlagen konnte. Der Mann wird alt und ich finde, in so einem Zustand sollte man dann auch nicht mehr auf Tour gehen. Gemerkt hat man das nicht nur an seiner Stimme, sondern auch seine Augen (ja, ich stand weit genug vorn, um sie zu sehen) waren immer irgendwie trüb und müde. Meat Loaf sah irgendwie verbraucht aus. Nichts mit entfesselten Monstern seinerseits.

Das Positive des Abends: Sobald die Songs schneller und stimmlich nicht so anspruchsvoll waren, kam auch Meat Loaf wieder etwas besser klar. Aber der Dank für einen geretteten Abend geht an die Band, die sich von ihrem Frontmann nie beirren ließen und unabhängig von ihm, ihre Sachen spielten. Background-Gesang wo immer man den alten Mann stützen konnte, geniale Frauenstimmen, grandiose Gitarristen (Poser vom Feinsten) mit teilweise ständig wechselnden Gitarren (ich glaub, der eine hatte am Ende mit mindestens 6 Gitarren gespielt, eine stylischer als die andere) und ein super Sax-Man. Meat Loaf selbst wurde oft in den Hintergrund gerückt, da er so leise war, dass man ihn oft nicht mehr richtig hörte. Die Hauptarbeit war in den vereinten Stimmen der beiden Frauen und ihren männlichen Bandkollegen zu finden, die neben dem Instrumentellen auch im Backgroundgesang mitmischten. Es war eine Augenweide, diesen Musikern bei der Arbeit zuzuhören und zuzusehen. Kein Lied ohne mindestens ein E-Gitarren-Solo, auch Sax- und Piano-Solos konnte man im Laufe der Zeit hören. Wenn der Song nicht gerade an einem ruhigen MeatLoaf-Solopart angekommen war, war es eine super Show. Auch die Pyrotechnik war sehr toll.

Das Konzert war quasi in zwei Akten aufgebaut. Der Erste bestand nur aus Klassikern, eingeleitet mit dem Rock'n'Roll Stück schlechthin: Paradise By The Dashboard Light. Danach gab eine kleine Diskussion zwischen den Protagnisten, von dem das Lied handelt (inklusive der Enttarnung der langen Haare Meat Loafs als Perücke *LOL*). Zerstört wurde diese schöne Idee dadurch, dass Meat Loaf zwei Übersetzer an den Rand der Bühne setzte und die gesprochenen Sätze ins Deutsche übersetzen ließ. Das war schon ein wenig affig. Gott sei Dank verließen die beiden Übersetzer danach die Bühne. Es wurden weiter Klassiker gespielt. Abgeschlossen wurde dieser Akt mit einem Schmankerl für "Tanz der Vampire"-Fans: Objects In The Rear View Mirror May Appear Closer Than They Are und meinem derzeitigen Lieblingsstück Rock'n'Roll-Dreams Come True (siehe hier), was die Menge nochmal tierisch in Schwung brachte.

Danach fanden wir uns in einer für ein Rockkonzert eher ungewohnten Situation wieder
. Die Band ging ohne Worte von der Bühne, Licht blieb aus (bislang noch kein Lied vom neuen Album!), Leinwände wurden runtergefahren und Filmszenen gezeigt, aus Filmen, in denen Meat Loaf mitspielte, wie Ausschnitte und Bilder aus "Fight Club" (ML als Bob) und "The 51st State" (hier als Lizard). Dazu hört man mit Alive von der Konserve das erste "Bat out of Hell III"-Stück auf dem Konzert. Das Stück ist zu Ende und die Band kommt wieder auf die Bühne.

Zweiter Akt. Es erklingen die ersten Töne der TdV-Ouvertüre. Seize The Night stand an. Die Ouvertüre war genial. Aus Ermangelung an einem Orchester wurde halt eine leichte Metal-Version davon gespielt. Es hat gerockt. Die Frage war nur, warum wir als einzige gejubelt haben. Kennt man in Hamburg das Musical von Meat-Loaf-Songwriter Jim Steinman nicht? Das Publikum war sowieso eher ruhig. Klatschen ja, aber nur nicht zu viel bewegen.
Die Ouvertüre war zu Ende. Theoretisch schließt sich direkt daran Seize The Nigh
t an. Pustekuchen. Es folgte eine direkte Überleitung zu If It Ain't Broke, Break It und war damit der Auftakt zu einer "Bat Out Of Hell III"-Session mit viel Headbanging und Luftgitarre spielen. Dieser Akt endete allerdings mit einem Album-Fremdling, wenn auch dem einzigen, der da rein passen würde: Namensgeber Bat Out Of Hell. Die Gitarristen wie immer in Höchstform.
Das Interessanteste an der Sache war, dass immernoch die beiden wichtigsten Songs fehlten. Die Tour hieß "Seize The Night-Tour" und der Song fehlte nach wie vor, ebenso wie Album- Titelsong The Monster Is Loose. Das verhieß eine Zugabe. Diese kam auch, jedoch mit drei weiteren Titeln, die rein gar nichts mit dem Album zu tun hatten. Nach diesen verabschiedete sich die Band und schuldete dem Publikum zwei wichtige Songs.

Fazit: Meat Loaf schlecht, der Rest genial und eine mehr als ausreichende Entschädigung. Meat Loaf sollte das nächste Mal seine Band allein auf Tour schicken. Es hat (mit einigen Ausnahmen) 2,5h gerockt und unheimlich viel Spaß gemacht.


Hier noch ein paar Videos anderen Tour-Konzerten. Da die Bühnenshow und die SetList immer fast die gleiche zu sein scheint, kann ich die hier verlinken und sagen: Genauso wars gestern auch.
- Paradise By The Dashboard Light
- Life Is A Lemon (And I Want My Money Back)
- I'd Do Anything For Love (But I Won't Do That)
- In The Land Of The Pigs (The Butcher Is King)
- Blind As A Bat
- It's All Coming Back To Me Now
- Bat Out Of Hell
- Black Betty
- Gimme Shelter

Listening To:
Meat Loaf - Bat Out Of Hell III

1 Kommentar:

Bonnie hat gesagt…

So wie du das Konzert beschreibst, könnte es auch mein Konzert 2003 gewesen sein. Die hardcore-Fans sind enttäuscht rausgegangen. Na ja, ich hab die Trackliste mit Fußabdruck von Meat Loaf *hihi*