Tja, und als ob das nicht genug Eindrücke für einen (scheinbar langweiligen *gg*) Tag gewesen wären, sah ich auf meiner Heimfahrt in der S-Bahn folgendes:
Wedding. Ein Zauberer steigt ein. WTF? Spitzer Hut mit Sternen, Vollbart. Ja, Zauberer. Und dann noch Motz in der Hand... Hm Zauberer und Motz? Nicht besonders erfolgreich im Zaubern? Auf jeden Fall war das Interesse geweckt. Dann wurde ich ziemlich positiv überrascht. Anstatt uns allen sein Leid zu klagen, wie alle anderen, blalabersülz, setzte er auf ein anderes Pferd: Kurzerhand fing er an, sich zu bedanken. Für die Großzügigkeit "seiner" Fahrgäste. Erzählte von aufmunternden Erlebnissen, was Leute für ihn taten. Bedankte sich stellvertretend für alle Leute bei uns für all die Wohltaten, die ihm widerfahren sind. Das machte ihn äußerst sympathisch.
Ich persönlich sehe es ja so: Um meine Gunst zu erwerben, muss man mir was bieten. Mich von der Seite vollabern und mir indirekt zu sagen, dass ich an allem Leid der Welt Schuld hätte, läuft nicht. Mit einem Akkordeon an mir vorbei ziehen und das noch so schräg, dass ich mir lieber den missbilligenden Blick meiner Gegenüber aufbürde, wenn ich meinen Player auf Anschlag drehe, als dass ich mir das Geschraddel geben muss, läuft nicht.
Kreativität ist gefragt. Abheben von der Menge. Und das tat er. Also bekam er ein wenig Kleingeld. Denn geben tu ich gern. Ich habe vollsten Respekt vor allen, die dieser Arbeit nachgehen. Es muss einem echt scheiße gehen, wenn man genötigt ist, bei -20°C barhändig Violine in einem zugigen U-Bahn-Schacht zu spielen, wenn man sich über jede 8Cent-Flasche freut und wenn man um Mitternacht durch Bahnen laufen muss und Straßenmagazine versucht loszuwerden. Doch ich kann, wie die wenigsten, nicht All-Samariter spielen. Aber ein paar Cent oder auch ein Euro tun selbst einem Studenten nicht weh und helfen diesen Leuten.
Der Zauberer mit dem Preisschild am Hut konnte mich verzaubern - wie übrigens ungewöhnlich viele andere Fahrgäste auch :)