Am Freitag also nach MH über Ostern zum Auftakt des O-Ferienlagers gefahren. Also wie üblich nach Lichtenberg und von da aus den zweistundengetakteten Zug nach PL über Zieldorf. Die Bahn hatte mal wieder Scheiße gebaut, daher lange Rede, kurzer Sinn: Ich saß 20:10h in Strausberg fest, während Cheffe in 5 Minuten am Dorfbhf. stand und mich abzuholen versuchte. Und wie Murphy so ist, natürlich Handy in B vergessen.
Tja, wie klarmachen, was die Situation war? Der nächste Zug in die Richtung war 40Minuten später und war mit mind. 1h anschließendem Wandern durch Wald verbunden, würde ich nicht abgeholt. Das musste man vermeiden, nur wie?
OK, es gab eine Telefonzelle, nur woher die Nummer nehmen? iNet-Café? Muaharharhar... Ich war in STRAUSBERG... Äquivalent zu TOTES NEST IN BRANDENBURG! Also Telefonbuch... Hm vllt der Pizza/Döner-Mann? Natürlich nicht, aber es gab da einen Kunden. Also hier mal im wahrsten Sinne des Wortes benutzt.
Der schenkte mir einen UMTS-iNet-Zugang und obendrauf noch ein Handytelefonat. Damit hat er mich so dermaßen aus der Patsche gezogen... Dankbarkeit bis zum Umfallen! Bei einem gemeinsamen Imbiss erzählte er mir seinen Leidensweg: Er war wohl schon ganz unten beim Betteln in Bahnhofsmissionen, hilft nun behinderten Kindern in deutsch-polnischen Begegnungsstätten und hatte schlicht und einfach nur ein Ziel: Mehr Hilfsbereitschaft auf der Welt. War schon ziemlich beeindruckt, es klang sehr ehrlich. Auf die Frage hin, was ich im schulde, rang er mir schlicht das Versprechen ab, selber einem Notbedürftigen zu helfen, wenn die Situation mal einträte. Mein "Das mache ich garantiert." hielt er vermutlich für eine dahingesagte Floskel, aber irgendwie habe ich den Drang bekommen, dieses Versprechen einzulösen - obwohl es eigentlich selbstverständlich sein sollte. Wenn der gute Mann das Gefühl bei allen hervorrufen kann, dann wäre das wirklich ein großer Schritt in Richtung Weltverbesserung.
Noch tief beeindruckt vom Wesen dieses Unbekannten schlurfte ich in der mittlerweile angekommenen Bahn zum Fahrkartenautomaten, noch mit mir ringend, ob ich wiederholt versuche, mein abgelaufenes Potsdamer Studententicket vorzuzeigen (was bisher immer funzte), oder tatsächlich den Fahrschein zu kaufen, da quatscht mich ein Pole von hinten an:
"Nach Müncheberg? Ey komm setz dich. Lass gut sein, ich nehm dich mit. Ich hab noch Karte."
Nach einigem Nachhaken und unklaren Antworten setzte ich mich jedoch wieder. Keine Ahnung, ob er Feiertags jemanden auf sein Ticket mitnehmen kann oder er wusste, dass es kein Personal gab, jedenfalls bin ich am Ende mit einem Lächeln ans Ziel gekommen.
Heute auf dem Rückweg entdeckte ich ihn wieder unter den Fahrgästen, ich schenkte ihm ein dankendes Lächeln, aber er schien mich nicht erkannt zu haben... (OK, das wundert mich nicht, bei meiner Outfit-Änderung bei der gestrigen Kinderspielshow... Nein, ich erspare euch hier die Fotos und hoffe, dass bald wieder alles beim Alten ist)
So kleine Gesten - nicht mehr waren beide Dinge - können Menschen helfen und sie glücklich machen. Und nach dieser Reise wusste ich: Es gibt doch noch gute Menschen :) Ein schönes Gefühl.